Wo Hans Müller von Bulgenbach auftauchte, gab’s für die Herrschenden Ärger. Nicht um des Ärgers willen: Seine Mission war es, das Leben der Leute auf dem Land zu verbessern. Im Juni 1524 trieb er sich in Stühlingen herum, im Süden des heutigen Baden-Württemberg, direkt an der Grenze zur Schweiz. Die Bauern dort hatten sich gegen die Landgrafen erhoben, die selbstherrlich oben auf Schloss Hohenlupfen residierten. Und weil es für jeden Aufruhr jemanden braucht, der das Kommando übernimmt, ernannten sie Müller zu ihrem Hauptmann. Stattlich soll er gewesen sein, redegewandt. Und militärische Erfahrung besaß er auch: Als Landsknecht hatte er für den Kaiser in Frankreich gekämpft. Kaum hatte Hans Müller seinem Stühlinger Haufen – nicht despektierlich gemeint, sondern im Sinne eines militärischen Verbands – eine gewisse Ordnung verpasst, zog er weiter, um neue Aufrührerische zu gewinnen. Laut Chronik ging es Richtung Osten nach Waldshut, nach Norden bis ins Brigachtal bei Villingen, nach Löffingen und Radolfzell am Bodensee, schließlich in die Stadt Freiburg, die Müller und seine Leute im Handstreich einnahmen. Sobald er irgendwo Station machte, versammelten sich die Aufständischen und die Herrschenden bibberten. Letztere sahen in Hans Müller einen „bösen, aufrührerischen Buben“. Für die Bauern im heutigen Südwesten Deutschlands war er Kopf und Herz eines Aufstands, der in Dörfern und Kleinstädten begann – und der im Bauernkrieg mündete, in dem geschätzt 70.000 Menschen ihr Leben lassen sollten.