Schäfchenwolken ziehen über den blauen Augusthimmel; das Maisfeld leuchtet in der Sonne – zwei Meter ragen die Pflanzen in die Höhe. Ein leises Surren erfüllt die Luft. Über dem Mais schwebt eine Drohne und macht im Sekundentakt Fotos vom Versuchsfeld am Boden. Reiner Braun steht hinter dem Elektrozaun, der das bald erntereife Getreide vor gefräßigen Wildschweinen schützen soll. Mit einer Fernsteuerung dirigiert der Wissenschaftler die Drohne über den Acker, eine Reihe nach der anderen. „So können wir unsere gesamte Anbaufläche überwachen.“ Braun beschäftigt sich am Herman Hollerith Zentrum der Hochschule Reutlingen in der Forschungsgruppe Service Science von Prof. Dr. Dieter Hertweck mit dem Thema Lebensmittelversorgung und ökologischer Landbau. Seit Jahren treibt ihn die Frage um, wie sich Nahrung, Energie und Wasser sichern lassen – und wie digitale Lösungen dabei helfen können.
Das Maisfeld ist Teil der Versuchsstation für Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim. Der Ihinger Hof in Renningen dient als riesiges Freiluftlabor für die Zukunft der Landwirtschaft. Die Wetterextreme nehmen zu; Starkregen wechselt sich mit Dürreperioden ab. „Dieses Jahr war besonders nass, was dem Mais sichtlich gutgetan hat“, sagt Markus Sökefeld. „Aber der nächste trockene Sommer könnte schon bald folgen.“ Als Herbologe befasst sich Sökefeld an der Universität Hohenheim mit Pflanzenkulturen und der Bekämpfung von Unkraut. Gemeinsam forschen Braun und Sökefeld daran, wie die Landwirtschaft auch unter veränderten klimatischen Bedingungen produktiv bleiben kann. Bei ihrem Projekt „ENABLE“, das von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert wird, werden sie von Iris Palmer unterstützt. Die Bodenkundlerin ist Expertin für digitalisierte Landwirtschaft in der gemeinnützigen Organisation open science for open societies (os4os).