Tier- und Lebensmittelguide

Der König der Gemüse

Rambo oder Ramada? Hauptsache, es quietscht ordentlich! Aber schön der Reihe beziehungsweise der Stange nach: Die Rede ist von Spargel, einem Gemüse, das zwischen April und Juni aufwendig geerntet wird – einzeln per Hand. Bevor die Ernte richtig losgehen kann, brauchen Spargelpflanzen erst einmal drei Jahre Pflege. Kein Wunder, dass Spargel seinen Preis hat und als König der Gemüse gilt. Gegessen wurde er früher nur selten zu ganz besonderen Anlässen. Weißer Spargel wächst im Boden und wird gestochen, sobald seine Köpfe die Erde durchbrechen. Frisch ist er, wenn die Stangen beim Aneinanderreiben quietschen. Zu 95 Prozent besteht das Gemüse aus Wasser; es enthält aber wichtige Mineralstoffe wie Kalium und Calcium. Weltweit gibt es mehr als 220 unterschiedliche Spargelsorten. Ramada etwa ist eine widerstandsfähige Züchtung aus Baden-Württemberg, die sich auch für den Hausgarten eignet. Und Rambo? So heißen dicke Stangen, die sehr robust sein sollen.

 

 

Der Tyrannosaurus Huhn

Wer einen Namen für sein Huhn sucht, könnte bei „Scotty“ landen. So tauften Forschende das größte Skelett eines Tyrannosaurus rex, das jemals gefunden wurde. Der Dinosaurier war zu Lebzeiten vermutlich 13 Meter lang und wog knapp 9 Tonnen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Harvard University und anderer Institutionen haben nachgewiesen, dass Hühner enger mit den räuberischen Urzeitechsen verwandt sind als alle anderen heute noch lebenden Tierarten, Reptilien eingeschlossen. Doch während der Tyrannosaurus ein Einzelkämpfer gewesen sein soll, zeigen Hühner ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie schließen Freundschaften und können mehr als hundert Artgenossen erkennen. Während in Baden-Württemberg die Zahl der Rinder und Schweine seit dem Jahr 2010 zurückging, stieg der Bestand der Legehennen im gleichen Zeitraum um 44 Prozent. Die Landwirtschaft reagierte damit auf die wachsende Nachfrage nach Eiern. Wie viele der Hühner im Südwesten „Scotty“ heißen, ist nicht bekannt.

 

 

Die fleißige Biene

Ihr Fleiß ist sprichwörtlich und ihre Bedeutung für die Landwirtschaft immens. Bienen produzieren nicht nur wertvollen Honig, sie sind auch überlebenswichtig für Mensch und Tier. Fast 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzen werden von Bienen und anderen Insekten bestäubt. Eine Billion US-Dollar oder rund ein Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts ist die Arbeit der Tiere bei der Bestäubung von Nutzpflanzen wie Obstbäumen, Gemüse, Wein und Getreide wert, schreiben Forschende der Universität Hohenheim. Allein in Deutschland, schätzen sie, würde die Gesellschaft bei einem Wegfall aller bestäubenden Insekten im Durchschnitt rund 3,8 Milliarden Euro verlieren. Hierzulande leisten vor allem Bienen diese kostenlose Bestäubungsarbeit. Wer sich erkenntlich zeigen will, kann die fleißigen Wildbienen unterstützen: mit bunt blühender Balkon- oder Gartenbepflanzung.

Das heimische Superfood

Superfood ist in aller Munde. Damit sind Lebensmittel gemeint, die wichtige Nährstoffe für die Gesundheit des Menschen liefern. Im Trend liegen weit gereiste Exoten wie etwa Avocados. Dabei kann heimisches Superfood in puncto Nährstoffe überlegen sein! Ein Beispiel: Walnüsse. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte jede und jeder täglich eine Handvoll davon essen. Denn 100 Gramm Walnüsse enthalten 42 Gramm an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die wichtig für die Herz-Kreislauf-Gesundheit sind – 100 Gramm Avocado bringen es hingegen nur auf 2 Gramm davon. Und: Walnüsse können sogar die Stimmung heben. In ihnen findet sich reichlich Tryptophan, das im Körper in das „Glückshormon“ Serotonin umgewandelt wird. Nebenbei sind die Nüsse günstiger und klimafreundlicher als Superfood aus der Ferne.

 

 

Die purpurrote Powerknolle

 

Gestatten, das Gemüse des Jahres 2024: Rote Bete. Bekannt auch als Rande, Rahne oder Rohne – und als E162. Unter diesem Kürzel verleiht sie Eis, Süßspeisen, Konfitüren und Nektargetränken eine intensive Farbe. Ihre Leuchtkraft und ihren Namen verdankt die Rote Bete dem Pflanzenfarbstoff Betanin. Das Fuchsschwanzgewächs überzeugt aber auch mit inneren Werten: Es ist reich an Vitamin B, Kalium, Eisen und vor allem Folsäure, wobei die meisten Mineralstoffe und Vitamine nicht in der Knolle stecken, sondern in den Blättern. Eine US-Studie listet daher das Grün der Roten Bete auf Platz 4 der gesündesten Lebensmittel der Welt, hinter Brunnenkresse, Chinakohl und Mangold. Gut an einem trockenen, dunklen und kühlen Ort gelagert, bleiben die roten Rüben, die im Oktober geerntet werden, lange frisch – und leuchtend schön.

Der sauschlaue Problemlöser

Gemeinhin gilt der Hund als schlauer Gefährte des Menschen. Dabei ist das Schwein eines der intelligentesten Tiere überhaupt – und dem Hund möglicherweise sogar überlegen. Das zeigen Experimente von Forschenden der Budapester Eötvös-Loránd-Universität: Hunde und Hausschweine – beide gewohnt an Menschen – mussten eine Schachtel öffnen, um an eine Belohnung zu gelangen. Der Schwierigkeitsgrad stieg dabei mit jeder Runde. Bei den schwierigen Aufgaben kamen die Schweine schneller zum Erfolg als die Hunde, die zudem früher aufgaben. Aktuell werden in Baden-Württemberg 1,25 Millionen Schweine gehalten, 90 Prozent davon in den Haltungsstufen 1 und 2 ausschließlich im Stall. Die Haltungsstufen 3 und 4 stehen für mehr Tierwohl (vgl. auch S. 5). Wer mehr über die schlauen Schweine wissen will, kann in Stuttgart das größte Schweinemuseum der Welt besichtigen – mit mehr als 50.000 Exponaten.