Mit Intellekt, Musik und Humor startete am 29. April der Literatursommer in Baden-Württemberg. Zum Auftakt hatte die Baden-Württemberg Stiftung mit einem bunten Programm in die Spiegelhalle Konstanz eingeladen: Büchner-Preisträger Arnold Stadler las aus "Am siebten Tag flog ich zurück. Meine Reise an den Kilimandscharo.", Kabarettist Gunzi Heil feierte die Literatur mit Sprachwitz, Klavier und Stimme, und Oberbürgermeister Uli Burchardt, Landtagsabgeordnete Nese Erikli und Geschäftsführer Christoph Dahl, stritten mit einem Augenzwinkern über die Frage, wer die größten Literaten hervorgebracht habe: die Schwaben oder die Badener.
Auftaktveranstaltung in Konstanz:
„Jetzt heißt es wieder Lesen!“
Mit Intellekt, Musik und Humor startete am 29. April 2022 der Literatursommer in Baden-Württemberg.
Unter dem Motto „Literatur made im Ländle - 70 Jahre Baden-Württemberg“ startet der Literatursommer 2022. Dabei soll Literatur vor Ort gefördert werden, und zwar „von toten wie lebendigen, von berühmten wie noch nicht berühmten Schriftstellerinnen und Schriftstellern“, wie Christoph Dahl betonte. Oberbürgermeister Uli Burchardt unterstrich die Bedeutung von Literatur und Kultur, weil sie nicht nur auf die Vergangenheit, sondern schließlich auch in die Gegenwart weise. Dem schloss sich auch Landtagsabgeordnete Nese Erikli an.
Erikli lobte das große kulturelle Engagement der Baden-Württemberg Stiftung und bezeichnete die Arbeit der Stiftung als „Innovationsmotor“ für viele Projekte und Entwicklungen im Land. Uneins war sich das Dreigestirn im Gespräch mit Moderatorin Anja Brockert (SWR) lediglich über Qualität und Quantität literarischer Impulsgeber in Schwaben und in Baden. Arnold Stadler schlichtete den humorvollen Streit mit sprachgeschichtlichen Verweisen und der Betonung des eigentlichen Gegensatzes, der zwischen Baden und Württemberg und damit nicht zwischen Badenern und den Schwaben liege.
„Das Wort Provinz gibt es für mich nicht“
Im darauffolgenden Gespräch zwischen Anja Brockert und Arnold Stadler war ein zentraler Aspekt das Konzept der Heimat im Werk des Autors. Der Frage, ob sich Stadler als eine Art Heimatdichter über die Provinz verstehe, entgegnete der Autor, dass ihn dieser Gedanke immer wieder verwundere, denn er beschreibe vielmehr die Heimatlosigkeit in seinen Werken. Er konstatierte: „Das Wort Provinz gibt es für mich nicht. Es gibt nur die Welt, und die ist überall.“ Im Anschluss an das Gespräch las Stadler aus seinem Roman „Am siebten Tag flog ich zurück. Meine Reise an den Kilimandscharo.“ Das gehaltvolle und humorvolle Buch ist sowohl eine physische Reise an einen Sehnsuchtsort des Protagonisten als auch eine Reise durch dessen Inneres. Letzten Endes kann es auch als eine Hommage an die Schönheit der Welt gedeutet werden.
„My Länd is Buchländ“
Der aus Karlsruhe stammende Kabarettist Gunzi Heil brillierte zum Schluss unter dem Motto „My Länd is Buchländ“ mit fundiertem Wissen über Kultur und Literatur, mit seinem Sprachwitz und seiner sonoren Stimme. Die Zuschauer zog er sofort in seinen Bann. Bekannte Songs dichtete er gekonnt um - wie auch zu „Ein Hoch auf uns - jetzt heißt es wieder Lesen!“ und imitierte stimmlich zum Verwechseln ähnlich Stars wie Herbert Grönemeyer, Udo Jürgens oder Peter Maffay. Aber auch Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ließ er wiederauferstehen und verhalf ihm zu einem Verriss in der Spiegelhalle Konstanz - wie einst beim legendären Literarischen Quartett. Der Abend klang mit einem Stehempfang aus, der musikalisch von der Band der Kulturakademie der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg gestaltet wurde.