Wie das Wasser auf die Erde kam
Wie kam es zu dieser idealen Mischung? Beginnen wir bei den Einzelteilen. Da ist das Wasser, dessen chemische Formel fast jeder kennt: H2O, zwei Wasserstoffatome und ein Sauerstoffatom. An Wasserstoff herrschte im Universum nie Mangel, seit kurz nach dem Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren gibt es ihn in riesigen Mengen. „Den Sauerstoff muss man erbrüten“, sagt Mario Trieloff und meint damit: Die schwereren Elemente wie Helium, Kohlenstoff und Sauerstoff entstehen durch Kernverschmelzungen in den stellaren Himmelskörpern. Bei mehr als zehn Millionen Grad und unter hohem Druck fusionieren die Atomkerne und werden freigesetzt, wenn das Leben eines Sterns endet. Die Wasserstoff- und Sauerstoffatome treffen aufeinander, vereinigen sich zu Wassermolekülen und treiben im All umher. Wie das Wasser aber letztlich auf die Erde kam, darüber diskutieren Fachleute bis heute. Denn auch wenn sie im kosmischen Maßstab nicht viel Wasser hat, so hat sie doch viel im Vergleich zu den Planeten, die ihr ähnlich sind: Mars, Merkur und Venus.
Im Laufe der Jahrmillionen waren die Wassermoleküle nicht mehr nur frei im Weltraum unterwegs, sie setzten sich als Eis erst auf kleinen, dann immer größeren Teilchen und Körpern fest. Auch diese entstanden durch explodierende Sterne, die ihre Staubpartikel im All verstreuten. Aus diesem Weltraumstaub ballten sich allmählich die Planeten zusammen, vor rund 4,5 Milliarden Jahren auch die Erde, aus ihm entstand auch alles weitere Leben. Der Satz, der Mensch sei gemacht aus Sternenstaub, klingt poetisch und ist doch reine Wissenschaft.
Bei der Entstehung der Erde halfen wahrscheinlich auch Kleinplaneten mit einem besonders hohen Wasseranteil mit – dies ist eine der neuesten Erkenntnisse aus Trieloffs Forschung. Sie schlugen auf der Erde ein, verschmolzen mit ihr und brachten einen Wassergehalt von bis zu 20 Prozent mit. Doch zunächst war die Erde zu heiß für flüssiges Wasser. Erst vor vier Milliarden Jahren kühlte sie sich ab, der Wasserdampf kondensierte, regnete über Millionen von Jahren ab und bildete die Ozeane. Der blaue Planet war geboren.
Wasser in flüssiger Form, dazu die richtige Größe des Planeten – das sind die zwei Faktoren, die dafür sorgen, dass das Wasser auch auf der Erde bleibt, wie Mario Trieloff erklärt. Der Merkur: zu klein, um leichtere Gase zu halten. Der Mars: verlor sein Wasser wohl, als sich Wassermoleküle spalteten und der Wasserstoff ins All entwich. Die Venus, etwa gleich groß wie die Erde und mit großen Mengen Wasser ausgestattet, aber: zu nah an der Sonne, so dass ein galoppierender Treibhauseffekt in der Frühzeit des Planeten das Wasser verdampfen ließ. Wäre die Erde also kleiner oder näher an der Sonne, wäre sie entweder erkaltet oder all ihr Wasser wäre verdampft. Leben, wie wir es kennen, wäre dann auf der Erde nicht möglich.