Vor Jahren dann die Hiobsbotschaft für Donaueschingen: Der Tourismusmagnet drohte seine Exklusivität zu verlieren, als eine fast schon unlautere Frage das Innenministerium des Landes erreichte. Schultes und Rat der Gemeinde Furtwangen ersuchten, ebenfalls das einträgliche Attribut „Donauquellstadt“ im Ortsschild führen zu dürfen. Denn nördlich des Städtchens, das rund 30 Kilometer von Donaueschingen entfernt liegt, entspringt bei der Martinskapelle unterhalb des Kolmenhofs die Breg. Sie vereinigt sich bei Donaueschingen mit der 43 Kilometer langen Brigach, die im Keller eines Bauernhauses bei St. Georgen entspringt. Aus der Karstaufstoßquelle des Donaubachs im fürstlichen Schlosspark sprudeln zwar 50 bis 150 Liter Wasser pro Sekunde, doch schon nach einer kurzen Strecke fließt er unterirdisch in die Brigach. Schulkinder können den Reim seit Generationen im Schlaf aufsagen: „Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg.“
Als stünde der Landespolitik im fernen Stuttgart in der Donaufrage das Wasser nicht schon bis zum Hals, steuerten Fachleute als mögliche Quelle noch den Krähenbach bei Tuttlingen-Möhringen bei, der die Donau nach ihrer Versickerung zwischen Immendingen und Möhringen als erster Zufluss wieder mit Wasser versorgt. Ein halbes Jahr lang brütete die letzte Donauinstanz in Stuttgart, dann verkündete der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl das salomonische Urteil: Die Quelle in Donaueschingen bleibt aus historischen Gründen unangetastet, weil sie urkundlich nachgewiesen schon seit 1488 in der Stadt sprudelt. Furtwangen darf sich fortan ebenfalls „Donauquellstadt“ nennen, weil der Bregursprung aus Sicht der Wissenschaft als eigentliche Quelle zu gelten hat. Der Krähenbach zählt nicht als Quelle, weil die Donau dort mehr als die Hälfte des Jahres im Boden verschwindet.
Es kam, wie das Stockacher Narrengericht schon 1984 vermutete: „Der Streit ist viel zu schön, um durch ein Urteil für alle Zeit beendet zu werden.“
Aus noch unbestätigter Quelle in Stuttgart verlautet inzwischen, die Marketingexperten in Donaueschingen und Furtwangen hätten womöglich bei ihrem werbeträchtigen Zwist die Folgen nicht bedacht: Das Finanzministerium überlege ernsthaft, eine Quellensteuer zu erheben.