Daha al Qabaa, Elektriker-Lehrling

Benno Stieber
Lesedauer: 1,5 Minuten

"Ich möchte irgendwann meinen eigenen Betrieb. Man könnte sagen: Als Angestellter kriegst du ein bisschen Fleisch, als Selbstständiger das ganze Rind."
Daha al Qabaa, Elektriker-Lehrling im dritten Lehrjahr, Leingarten
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Daha al Qabaa, 30, ist einfach drangeblieben. Er hat sich nicht frustrieren lassen, als er die lange Warteliste für seine Wunschausbildung zum Goldschmied gesehen hat, er hat sich einfach umorientiert. Es hat ihn auch nicht abgeschreckt, dass er in seinem ersten Ausbildungsbetrieb als Elektriker während der Pandemie nie so richtig angekommen ist. Nicht einmal die Kündigung konnte ihn aufhalten, er jobbte erstmal als Leiharbeiter weiter. Für das Bewerbungsgespräch bei Fiba habe er extra seinen dunklen Bart gestutzt, erzählt er. „Ich wusste ja nicht, ob ich der erste Araber dort sein würde.“ Inzwischen ist er in dem Betrieb für Anlagentechnik im dritten Lehrjahr und al Qabaa sagt: „Ich liebe meinen Meister, wir haben auch viel Spaß bei der Arbeit.“ 2016 flüchtete er aus dem Irak nach Deutschland. Nachdem seine Heimatstadt Mossul von der Terrorgruppe Islamischer Staat eingenommen und die Hochschule für Agrartechnik, an der er studiert hatte, geschlossen worden war, machte er sich auf den Weg nach Europa. „Meine Ankunft in Deutschland war wie eine zweite Geburt“, sagt er. In Freiburg organisierte die Universität für Geflüchtete Kontakte zu Arabistikstudierenden. Hier lernte er seine ersten deutschen Wörter. Auch mit den Deutschkursen ist er drangeblieben. Und kam so zur Fiba GmbH. Der Bart war beim Bewerbungsgespräch egal. Wichtig war, dass er sich gut verständigen konnte.

FACHKRÄFTEMANGEL UND ZUWANDERUNG

„Eigentlich war mein Traumberuf Goldschmied“, sagt Daha al Qabaa. Dann habe er aber gemerkt, dass es für die Ausbildung eine lange Warteliste gibt. Sein Nachbar gab ihm einen hilfreichen Tipp: „Er hat mir erklärt, dass in den nächsten Jahren überall Gebäudetechniker, also Elektriker, gebraucht werden“, erinnert sich al Qabaa. Denn ob Solarpaneele auf dem Firmendach oder Smarthome zu Hause: Gebäudetechnikbetriebe wie Fiba müssen die Wende hin zu einer klimafreundlichen Lebensweise technisch umsetzen. Dafür fehlen schon heute deutschlandweit tausende Fachkräfte. Zudem gehen dem deutschen Arbeitsmarkt durch den demografischen Wandel bis 2035 sieben Millionen Arbeitskräfte verloren – über alle Branchen hinweg. Nach Angaben der Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, haben Geflüchtete, die in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland kamen, den Fachkräftemangel spürbar abgemildert. Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Jahr 2020 zufolge hatten etwa die Hälfte der Geflüchteten, die länger als vier Jahre in Deutschland geblieben sind, einen Job.

Daha al Qabaa installiert eine Baustellenbeleuchtung.
Elektriker in der Gebäudetechnik werden überall gebraucht.
Es funkt beim Zuschnitt einer Kabeltrasse.
Wichtig ist, sich gut mit seinen Kollegen verständigen zu können.
Präzision: Der Laser misst die Abstände genau.
Dranbleiben: Später will Daha al Qabaa einen eigenen Betrieb führen.