Humor trotz Anfeindungen
Er verfügt über zwei Studienabschlüsse, als Hornist und als Jurist. „Als Kind kam ich zum Horn, weil ich drei Finger an jeder Hand habe und das Horn drei Ventile – das passte“, berichtet Berg. „Bei Tasteninstrumenten hätte ich mehr Finger gebraucht. Bei Streichinstrumenten mehr Reichweite, die fehlt mir mit meinen kurzen Armen.“ Seine Eltern unterstützten ihn beim Finden und Erlernen des Instruments. Mit 19 Jahren gewann er den Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Danach begann er das Horn-Studium. Weil er fürchtete, wegen seiner Behinderung später keine Orchesterstelle zu finden, schrieb er sich gleichzeitig in Jura ein. „Da ist der Kopf wichtiger als der Körper“, so seine Überlegung.
Berg erzählt seine Geschichte mit Humor. Doch bis zu dieser heiteren Haltung war es ein langer Weg. Nicht nur in der Schule, auch während des Studiums in Freiburg erlebte er Anfeindungen. Ein Betrunkener rief ihm „Zum KZ geht’s linksrum“ hinterher. Und in einer Kneipe rempelte ihn ein Mittvierziger mit den Worten an: „Vor 30 Jahren hätten sie Typen wie dich noch vergast.“ „Damit bin ich nicht gut klargekommen“, sagt Matthias Berg. „Ich war verletzt, wütend und fühlte mich hilflos.“
Mit der Zeit habe er gelernt, Diskriminierungen zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen. Eine entscheidende Rolle spielte die Unterstützung von Freunden und Familie. Sie waren in schweren Momenten seine Stütze. Oft halfen sie ihm auch, seine Perspektive zu ändern. Zum Beispiel ärgerte es Berg früher, wenn er angestarrt wurde. „Ein Freund hat mir eines Tages gesagt: ,Mit deinen kurzen Armen und den roten Haaren wirst du immer auffallen.‘“ Wenn ihn das störe, hätte er ein mühsames Leben. „Da musste ich ihm recht geben.“ So fand Berg einen neuen Blickwinkel: Er erkannte, dass ihn die meisten Menschen anschauten, weil sie unsicher waren. „Diese Einsicht hat mir enorm geholfen, entspannter durch die Gegend zu laufen.“ Wenn ihn heute jemand anblickt, sendet er ihm oder ihr ein Lächeln, um Unsicherheiten überwinden zu helfen. „Meist kommt ein Lächeln zurück.“