Besteuert Reiche! Oder?
Die Vermögensungleichheit in Deutschland ist zwar seit 2009 leicht gesunken, bleibt aber auf hohem Niveau. Das belegt eine aktuelle Studie der Bundesbank. Während die reichsten zehn Prozent mehr als die Hälfte des gesamten Nettovermögens besitzen, kommen die unteren 50 Prozent, also die ärmere Hälfte, gerade einmal auf 1,2 Prozent. Mehr als die Hälfte des gesamten privaten Vermögens in Deutschland, schreibt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), wurde „nicht durch eigener Hände Arbeit erworben, sondern durch Erbschaften und Schenkungen erzielt“. Bei der Erbschaftssteuer, die eine Vermögenskonzentration abmildern könnte, ist Deutschland im internationalen Vergleich besonders zurückhaltend.2019 wurden auf die 40 größten Erbschaften nur 1,8 Prozent Steuern gezahlt, weil sie meist als Betriebsvermögen steuerbegünstigt werden.
Die Villa, die Yacht, der Luxuswagen – die internationalen Insignien des Reichtums werden an Orten wie Dubai, Monte Carlo oder L. A. oft ohne falsche Scham gezeigt. Aber gerade in Deutschland kommt Wohlstand meist diskreter daher. „Die Öffentlichkeit hat doch ein falsches Bild von ,den Reichen‘“, findet Christian von Bechtolsheim, Vermögensberater und selbst Nachfahre der einstmals reichsten deutschen Familie Fugger. Wirklich Reiche laufen nicht tagsüber mit Pelzmantel und Brillanthalsband über die Königsallee, weiß von Bechtolsheim. Denn die wirklich Vermögenden im Land seien Unternehmer, deren Firmen Milliarden wert sind und Hunderte Arbeitsplätze garantieren, so von Bechtolsheim. Leute, die oft keine Zeit und keinen Sinn dafür haben, Geld zu verprassen.