Christin und Hans-Peter Wöhrwag, Weinbau

Benno Stieber
Lesedauer: 1,5 Minuten

"Ein Winzerunternehmen hat viel mit Lebensstil und Kommunikation zu tun. Wir mussten uns nie Sorgen machen, gute Lehrlinge und Mitarbeiter zu finden."
Christin und Hans-Peter Wöhrwag, Weingut Wöhrwag, Stuttgart-Untertürkheim
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Reben sind ein Projekt über Generationen hinweg. Weinstöcke tragen Jahrzehnte. Und gute Lagen wie der Herzogenberg in Untertürkheim werden vererbt. Eigentlich. Aber nach 30 Jahren Erfolg zwischen Premium-Lemberger und Grauburgunder stellt sich auch für Hans-Peter und Christin Wöhrwag die schwierige Nachfolgefrage. Die Tochter und einer der Söhne haben andere Lebensentscheidungen getroffen, obwohl sie beide in der Weinbranche verwurzelt bleiben. Der zweite Sohn ist ein erfolgreicher Unternehmensberater. Wenig wahrscheinlich, dass er aufs Weingut zurückkehrt. Er kenne das von befreundeten Winzern, sagt Wöhrwag: „So eine Nachfolgeregelung geht fast nie ohne Schmerzen und Enttäuschungen.“ Ein Weingut wie das der Wöhrwags könnte man problemlos verkaufen. Wein ist eine attraktive Branche, für die sich auch Quereinsteiger und Investoren interessieren. Klar, vom Weinmachen muss man etwas verstehen, aber das kann auch ein angestellter Kellermeister bestens erledigen. Wöhrwag jedoch geht es nicht um den besten Preis für seinen Betrieb, der seit sechs Generationen in Familienhand ist. Im Moment bereitet er einen seiner besten Mitarbeiter auf die Nachfolge vor. Ein sehr interessierter und interessanter junger Mann, findet Wöhrwag: „Er ist nicht nur Önologe, sondern auch studierter Theologe.“

WEIN MIT EIGENER HANDSCHRIFT

„Wir machen Weine, wie wir sie selbst trinken wollen“, sagt Hans-Peter Wöhrwag. „Und laufen dabei nicht allen Trends hinterher“, ergänzt er mit Blick auf tätowierte und bärtige Sommeliers mit ihren naturtrüben Weinen, die gerade die Szene erobern. Es komme ihm nicht auf den Effekt und das Marketing an, sondern darauf, „dass wir unserer Linie treu bleiben“. Wöhrwag hat sein Ziel, trockene Weine für Liebhaber zu machen, beharrlich verfolgt. Dass er dabei zusammen mit seiner Frau Christin erfolgreicher war als andere, liegt auch daran, dass er als gelernter Bankkaufmann klug in sein Unternehmen investiert hat. Im Jahr 1992 hat er den elterlichen Betrieb gemeinsam mit seiner Frau, die auch aus einer Winzerfamilie stammt, übernommen und ihm mit kontinuierlicher Arbeit im Weinberg und im Keller seine eigene Handschrift gegeben.

Arbeit mit der Schere: Ein Trieb wird auf die richtige Länge zurückgeschnitten
Hans-Peter und Christin Wöhrwag betreiben ihr Weingut in sechster Generation.
Ausbildung im Weinberg: Wöhrwag und eine Önologiestudentin beim Anbinden der Reben.
Mit der Bindezange werden die Reben fixiert.
Tank statt Fass: Vor allem Weißweine reifen in Edelstahlbehältern.